Ich lebe noch!

Hey Leute,

ich weiß, dass es schon was her ist, dass ich mich gemeldet habe, aber dafür melde ich mich jetzt mit umso besseren Nachrichten 😀
Die Zeiten der Rückenschmerzen, die durch meinen Binder entstanden sind, sind endlich vorbei.
Ich hatte endlich meine Mastektomie.
Für meine Mitleser, die mit diesem Begriff nichts anfangen können, das bedeutet, dass mir mein Brustdrüsengewebe entfernt wurde, was zu einer flachen, maskulinen Brust führt.
Eine Mastektomie lässt sich auf verschiedene Arten durchführen und führt somit auch zu unterschiedlichen Ergebnissen.
In einem anderen Beitrag, werde ich auf mögliche Verfahren dieser OP eingehen, dieser Beitrag befasst sich jedoch mit der OP-Art, die bei mir angewendet wurde.Der Name ist eigentlich ganz lustig, sie nennt sich „Schlüsselloch-Methode“ oder auf Englisch „Keyhole“.

Transgender sein alleine , kann bzw ist oft schon sehr schwer und meistens eher Strafe als Segen, aber ich hatte zumindest das Glück mit einer kleinen Oberweite ausgestattet gewesen zu sein. Zudem hatte ich auch keine großen Nippel. Es war ein kleines A Körbchen (80A).
Somit stand mir diese OP Möglichkeit zu und sie verläuft wie folgt:
Der Operateur macht um jede Brustwarze einen ca 2-4 cm langen Schnitt und klappt diese soweit wie möglich um. Dann wird nach und nach das Brustdrüsengewebe aus der Brust „geschält“ und parallel alles verödet. Danach werden die Brustwarzen wieder vernäht und man erhält 2-4 Drainagen, damit mögliches Wundwasser und Blut ablaufen kann.
Mit viel Glück, reicht bei diesem Verfahren eine einzige OP und das Gewebe zieht sich wieder zusammen, die Brustwarzen werden mit der Zeit ein wenig kleiner und alles ist perfekt und maskulin.
Jedoch stehen die Chancen meistens auch nicht gering, dass ein kleiner Hautlappen übrig bleibt und sich somit mit der Zeit eine Hautfalte bildet und/oder die Brustwarzen sich verziehen, noch zu groß sind oder ein bisschen einfallen. Das ist alles nicht weiter tragisch und liegt dann ganz bei dem Betroffenen, ob er eine Korrektur-OP wünscht, oder ob ihm sein Ergebnis vollkommen reicht.

So das ist jetzt mal der allgemeine Vorgang. Jetzt berichte ich das ganze mal aus meiner eigenen Erfahrung und wie die ganze OP bei mir gelaufen ist.
Stationär wurde am Mittwoch den 01.10.2014 im St. Josef Hospital in Troisdorf aufgenommen. Alles relativ easy und schnell. Angemeldet, aufs Zimmer gekommen, Blutabnahme, allgemeine Aufklärungen und Vorgespräch mit dem Anästhesisten.
Dann hieß es warten und die Zeit tot schlagen, da meine OP erst am 02.10 war.
Am 02.10 wurde ich unsanft geweckt, sollte mir Krankenhauskittel, Thrombosestrümpfe und OP-Höschen anziehen und schon ging es in den OP.IMAG0040[1]
Kaum hatte ich mich versehen wirkte die Narkose und schon war ich wieder wach, mit leichten Schmerzen an der Brust und begutachtet von Schwestern.
Als ich dann endlich wieder auf mein Zimmer kam, warteten schon mein Vater und mein bester Freund auf mich (meine Mutter lag mit einer schweren Grippe zu Hause).
Die Schmerzen waren aushaltbar, vielleicht aber auch nur, dank der Schmerzmittel 😛
Dieser Tag verging eigentlich relativ schnell, mir waren vier Drainagen gelegt und der Ausfluss der Wunden, war laut der Schwestern, in der Norm.
Durch die Narkose noch total benebelt, habe ich sowieso den gesamten Tag verschlafen und war dann am 03.10 (Freitag) etwas aufgeweckter.
Es folgte das erste Aufstehen, mit vier Drainagen in der Hand und auch sehr gebückt, wegen der Schmerzen.
Dann kam endlich der lang erwartete Moment und der Druckverband wurde von meiner Ärztin abgelöst und ich konnte das erste Mal mein Ergebnis sehen. Paralell wurden zwei Drainagen gezogen, da der Ausfluss so gering war. Das Ziehen der Drainagen war äußerst unangenehm, aber man kann es überleben.IMAG0043[1]

Das war dann der erste oder zweite (habe es vergessen :’D) Tag Post-OP. Ich konnte mich gar nicht oft genug im Spiegel angucken, jedoch wurde mir eine Art medizinischer Binder gegeben, auch Bolero genannt, den ich mindestens 6 Wochen tragen soll. Natürlich darf ich diesen ab und an auziehen, zB zum duschen. Zudem war meine rechte Brust ein wenig, bzw. „zu viel“, angeschwollen, weshalb ich sie viel kühlen sollte.
Freitag und Samstag verliefen relativ gleich und vergingen auch wirklich schnell, die Schmerzen waren immer aushaltbar und ich brauchte nur selten Schmerzmittel. Nur die Nächte waren relativ unangenehm, weil man andauernd auf seine Drainagen achten musste, dass man da nicht schlecht dran zieht. Zudem fiel schlafen auf der Seite flach.

Wodurch wir schon zum dritten Tag Post-OP kommen, den Sonntag.IMAG0046[1]
Heute wurden mir dann auch die beiden letzten Drainagen gezogen, was ich diesemal noch unangenehmer empfand als beim ersten Mal. Es tat wirklich weh und auf der Linken Seite kam noch viel Blut rausgeschossen, was auch ein äußerst unangenehmes Gefühl ist. Aber die Ärztin hat die Blutung sehr schnell gestillt und auch gemeint, dass dies nicht unnormales ist.
Also durfte ich nach drei Tagen endlich wieder duschen und ich glaube duschen hat noch nie so gut getan.
Bisher bin ich mit meinen Ergebnissen unglaublich zufrieden! Natürlich sind beide Seiten noch grün und gelb und leicht geschwollen, aber der Eingriff war auch nicht gerade klein. Jetzt heißt es einfach hoffen, dass sich meine Haut viel zurück bildet und ich keine Korrektur-OP brauchen werde. Ich versuche einfach mal so optimistisch wie nur möglich zu bleiben.
Nur leider heißt es jetzt erst mal ca zwei Monate keinen Sport machen :/
Aber man muss auch Opfer bringen.

Wer schön sein will muss leiden und wer nicht schön ist, leidet sowieso.
Mit diesen Worten verabschiede ich mich und werde euch auf dem Laufenden halten und auch weitere Ergebnisse mit euch teilen.

Love always,
Aaron