So ihr Lieben jetzt mal Klartext was die Phalloplastik angeht.
Und ich versuche jetzt relativ regelmäßig Updates hier auf meinem Blog zu verfassen.
Erstmal komme ich zu der, im Titel benannten, Planänderung:
Ich werde meine Hysto (Entfernung der Gebärmutter) nicht in Troisdorf machen lassen. Ich war auch nicht zum Beratungsgespräch dort. Doch dies liegt keineswegs an dem Krankenhaus oder den behnadelden Ärzten dort. Der Grund ist nämlich, dass ich mich dazu entschieden habe, den Aufbau (Phalloplastik) schon dieses Jahr durchführen zu lassen. Wenn ich dann also schon unterm Messer liegen werde, werde ich auch all die störenden Organe aus meinem Unterleib entfernen lassen.
Nun der versprochene Phalloplastik-Talk:
Wie ihr gerade oben gelesen habt: Ja, ich werde dieses Jahr den Schritt wagen und den Aufbau machen lassen. Ich bin selbst über diese Entschlossenheit, den Willen und vorallem den sofortigen Drang nach dieser OP, erstaunt.
Das Wissen irgendwann in meinem Leben diese OP zu wagen hatte ich seit ich denken kann. Doch erst standen andere Dinge im Mittelpunkt: Outing, Mastek, Hormone, Zukunft, etc. Das habe ich jetzt alles doch sehr erfolgreich hinter mich gebracht. Ich leben nun schon seit zwei Jahren überall als Mann, hatte meine erste OP vor bald einem Jahr und kriege Hormone seit 1 1/2 Jahren. Und all diese Entscheidungen waren bisher mehr als richtig. Für viele reicht dies schon auf ihrem Weg in den richtigen Körper. Insgeheim hatte ich auch immer gehofft, dass mir all diese Schritte reichen würden und ich den „finalen“, großen Schritt für meinen Seelenfrieden nicht brauchen würde.
Doch ich brauche ihn. Ich weiß, dass ich ihn will und dass ich es kaum erwarten kann endlich den Tag der OP zu haben.
Mit dem 9.11.15 habe ich also auch schon ein festes OP-Datum, auf das ich täglich hinfiebern kann.
Es fällt mir gerade relativ schwierig meine Gedanken sinnvoll zu ordnen und über meinen Weg zur Entscheidung des Aufbaus zu sprechen, da die Vorfreude im Moment so riesig ist, dass alles andere klein erscheint.
Wie fing das eigentlich alles an?
Von Beginn an meines Weges war mir klar, dass nur ein Operateur für mich in Frage kommen würde – Dr. Daverio.
Ich hatte mich schon im Laufe meiner Transition genügend über ihn, als auch über alternative Ärzte informiert. Doch auch nach all den Recherchen war ich mir sicher, dass Dr. Daverio der Arzt sein würde, dem ich die Entscheidung über mein Glück in die Hände legen wollen würde.
Ca. vier Monate nach meiner Mastek bin ich in Kontakt mit einem jungen Transmann gekommen, der gerade in Potsdam post operativ war und zu meinem Glück seinen Heilungsprozess auf Facebook festhielt. Dort die Auf und Abs mit zu verfolgen hat mir persönlich schon riesig geholfen. Aber dennoch war die Angst, gar Panik, vor diesem Eingriff noch enorm. Also habe ich x Leute ausfindig gemacht, die zum Aufbau in Potsdam bei Dr. Daverio waren und habe diese angeschrieben und einen regelrechten Fragekatalog mit ihnen Abgearbeitet. Von ihrere Zeit im Krankenhaus bis hin zu Komplikationen und dem Gefühl im neu gewonnenem Penis. Im Schnitt bekam ich von allen die gleichen Infos:
– alles nahezu komplikationslos
– riesen Lob an die Klinik
– riesen Lob an die Ärzte und das Personal
– vollkommene Zufriedenheit mit dem Ergebnis
Das gab mir auch wieder viel Sicherheit und stärke um in die Richtung Aufbau zu gehen.
Irgendwann im Februar 2015, als ich von der Arbeit kam, fasste ich dann den spontanen Entschluss mir einen Termin zum Vorgespräch in Potsdam zu besorgen. Gesagt getan: Ich habe dort angerufen, mir einen Termin in den Ferien geben lassen und alles mit meiner Familie und Freundin für diesen Termin geplant. (Der Termin wurde dann einfach mit einer kleinen Berlinreise kombiniert :P)
Als der Termin dann statt fand, war das Arztzimmer voll, das meine Mutter, mein Vater und meine Freundin mit drin waren. Dazu gab es keinerlei Kommentare. Alles war mega gelassen und lustig. Dennoch war genug Ernst bei der ganzen Sache. In der Klinik habe ich mich direkt sehr wohlgefühlt. Uns wurden Bilder sowohl von der OP selbst, als auch von den Ergebnissen gezeigt und wir konnten sämtliche Fragen los werden. Nach dem Beratunsgespräch haben wir alle erstmal viel geschwiegen und wenig über das erzählte geredet. Ich glaube jedem war klar, dass ich dort in absehbarer Zeit unterm Messer liegen würde und jeder musste die Angst, aber auch die Vorfreude erst mal sammeln. Nach ein paar Minuten Schweigen haben wir uns alle über das Gespräch ausgetauscht. Wir waren alle der gleichen positiven Meinung. Jedoch auf die Frage wann ich die OP machen wollen würde, konnte ich zu dem Zeitpunkt (März 2015) noch keine Antwort geben.
Es vergingen dann wieder weitere Wochen und an einem Abend, machte ich mich erneut auf die Suche nach Daveriopatienten, denen ich meine Fragen stellen könnte. Mein Empfinden war irgendwie immer Etappenweise. Es gab Tage, da war ich vollkommen zufrieden mit meinem Körper und brauchte diese OP für mein Wohlbefinden nicht. Aber dann wie aus dem Nichts fingen wieder Etappen an, wo diese OP für mich unausweichlich war und bis heute ist. Erst waren beide Etappen immer ausgewogen. Aber mit den Wochen überwog der Drang nach dem Wollen der OP. Auf meiner nächtlichen Recherche nach Daveriopatienten, bin ich auf meinen Wegführer gestoßen. Ein Transmann, ende 30. Der Aufbau lag bei ihm vier Monate zurück. Er beantwortete mir alle Fragen gerne und nach kurzem Schriftverkehr bot er mir ein Treffen an, da wir beide aus Köln kommen. Ohne viel nach zu denken habe ich das Angebot angenommen und eine Woche später waren wir in einem Brauhaus verabredet. Dieses Treffen hat den letzten Tropfen in das Fass der Sicherheit gegeben. Er hat mir alles sehr sehr detalliert erzählt. Ist auch jede Angst und Frage von mir eingeganen. Das Highlight des Treffens war dann unser Gang auf die Toilette, wo er mir sein Prachexemplar zeigte. So wort- und fassungslos war ich glaube noch nie. Sein Peniod sah einfach nur atemberaubend aus. Ich hatte ihn ja schon zuvor auf Fotos gesehen und er sah letztlich aus, wie all die anderen Daverio-Penoiden auch. Aber dieses Meisterwerk in live zu sehen hat mir den Rest gegeben. Zu fühlen, dass dieser Penoid dann wirklich ein Teil seines Körper ist, durchblutet wird, Emfpindungen hat und einfach dazu gehört. Mit diesem einen Moment, diesem Blick, waren all meine Bedenken, meine Ängste, meine Panik wie weggewischt. Die Vorfreude auf den Tag, an dem ich auch endlich das zwischen den Beinen haben würde war so gigantisch. Ein riesiges Gefühl. Kurz nach dem Treffen habe ich direkt in Potsdam angerufen und mir einen OP-Termin für März 2016 gegeben. Bis dahin wollte ich nochmal in Therapie, um all meine Ängste und Bedenken los zu werden.
Nach dem Treffen vergingen also ein paar Wochen und ich fing an jeden einzelnen Tag bis zur OP zu zählen, bis ich in meinem Sommerulraub den Entschluss gefasst habe, nicht noch länger warten zu wollen. Die OP lieber gestern als morgen zu haben. Es war ein sehr schneller Prozess, indem ich plötzlich doch so fest entschlossen für diesen Schritt war. Doch als ich ihn endlich durchwunden hatte und an dem Punkt war, wo ich wusste „Ja, diese OP ist das richtige und Ja, ich brauche sie so schnell es geht“, fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen.
Weil einfach all das Grübeln über diesen Schritt nun endlich der Vergangenheit angehört. Also rief ich direkt in Potsdam an und ließ meine OP von März 2016 auf den 09.11.15 verschieben. Bis dahin war ich mir sicher, würde ich noch genug Zeit haben, um mich sowohl mental, als auch körperlich auf diesen Schritt vorzubereiten.
Mental? – Ich machte mir einen Termin bei der gleichen Therapeutin, bei der auch der besagte Transmann seit Jahren war und gar nicht mehr aus dem Schwärmen über ihre Kompetenz raus kam. Und zwar zurecht! Mitte August war dann auch mein erster Termin und dieser hat mich so geflasht. Ich hatte ja schon viele diverse Therapiesitzungen, bei den unterschiedlichsten Therapeuten. Doch sie hob sich von all meinen Erfahrungen ab. Und zwar in einer positiven Art. Wie eine Zwiebel hat sie mein mentales Gerüst geschält, mich auf Schwäche und Stärken aufmerksam gemacht, die ich alleine nie gesehen hätte. Doch nachdem sie diese nannte, passten sie wie die Faust aufs Auge. All diese Selbsterkenntnis war wirklich emotional schwer und auch anstrengend. Allem in allem jedoch auch sehr hilfreich. Mein Beschluss nach der ersten Sitzung: Bis Potsdam und vielleicht auch noch länger, soll sie mich auf meinem Weg und in meinem Leben begleiten.
Körperlich? – Meine Arme sind relativ behaart. Über diese werde ich in naher Zukunft auch ein Update-Post machen. Weil ich lasse die besagten Haare mittels Laserhaarentfernung vernichten. Tut höllisch weh, aber lohnt sich. Bisher hatte ich zwei Sitzungen und bräuchte bis zu dem idealen Ergebnis eigentlich noch so Zeit bis April nächsten Jahres, aber über ein paar Haare dort werde ich wohl hinwegschauen 😛
Bis hierhin habe ich all die Tage gezählt. Jeden einzelnen bis zum 09.11. Tja, bis dann leider morgens Post von Potsdam in dem Briefkasten war, dass die OP leider um eine Woche verschoben wird. Eine Woche mag für die meisten nicht viel sein, doch für mich war es ein riesiger Kack. Also waren es wieder sieben Tage mehr, die ich zählen, warten und aushalten müsste. Aber das ist mein bisheriger Stand auf dem Weg zu meiner Phalloplastik. Der OP Termin ist der 16.11.2015. Ein Montag übrigens. Es sind noch genau 78 Tage. Noch ist die Aufregung und Vorfreude größer als die Angst, jedoch befürchte ich, dass sich dies ändern wird, desto näher meine OP rückt.
Ich werde euch nun regelmäßiger auf dem Laufenden halten, da dies ein riesiger Schritt für mich sein wird und ich euch gerne über alles, und das ganze Drumherum, up to date halten würde.
Bis die Tage.
Love always,
Aaron Joel